An der zwangsweisen Digitalisierung der Universitäten kam in diesem Semester keiner vorbei. Online-Vorlesungen waren nur eine von vielen Maßnahmen, die seit Beginn des Jahres 2020 für Veränderungen in unseren Leben sorgten. Die Gefahr, während einer Vorlesung offline zu bleiben ist für manch einen vielleicht noch größer als eine reguläre Vorlesung zu verschlafen. Und dann ist es wieder so weit: Klausurenphase, Stress und in diesem Jahr noch mehr Stress als sonst. Panik breitet sich aus und einmal mehr stellt man sich die Frage: „wieso bin ich so?“
Die Tatsache, dass man mal wieder zu wenig Zeit während des Semesters in die wirklich wichtigen Dinge investiert hat, ist einem ohnehin bewusst. Aber kann man diesem Stresspegel vielleicht noch etwas Positives abgewinnen?
Stress bringt dich zu Höchstleistungen
Obwohl es irgendwie widersprüchlich klingen mag, ist es genau der Stress, der uns in prekären Situationen dazu verhilft, überdurchschnittlich gut zu funktionieren. Sollte sich bei diesem Satz schon Erleichterung in deinem Körper ausbreiten und du denkst, dass du alles richtiggemacht hast, solltest du im Weiteren auch die Bedingungen dafür lesen. Um einen Nutzen aus dieser Anspannung ziehen zu können, ist es nämlich wichtig, Stress richtig zu „portionieren“. Gemeint ist dabei die Abwechslung zwischen Anspannung und Entspannung. In der richtigen Balance ergibt das einen optimalen Anreiz für eine optimale Leistungsfähigkeit und entsprechend langfristigen Erfolg.
Entspannung (un)möglich
Einen Entspannungszustand herbeizuführen wäre mit gezieltem Zeitmanagement zugegebenermaßen einfacher als unter Zeitdruck. Hier könnte beispielsweise durch einen Zeitplan bereits vorab festgehalten werden, wann und wie diese unterschiedlichen Phasen erreicht werden sollen. Es erscheint jetzt naheliegend, jede Minute der verbleibenden Tage außerhalb der Vorlesungen mit Lernen verbringen zu müssen, um möglichst viel nachzuholen. Das wäre jedoch genau der falsche Ansatz.
Schreibt euch stattdessen auch jetzt noch einen Lernplan. Haltet fest, welche Themen ihr in welcher Reihenfolge bearbeitet und – ganz wichtig – plant spätestens alle zwei Stunden Pausen ein. Diese Pausen gilt es nun sinnvoll zu nutzen. Dass das Smartphone dabei keine Rolle spielen darf, sollte klar sein. Es ist wichtig, etwas zu tun, dass nicht dieselbe Gehirnregion beansprucht wie das Lernen. Ein Buch zu lesen wäre also auch nicht gerade ideal. Entspann dich stattdessen auf der Couch, trink einen Kaffee, iss gesunde Snacks oder baue etwas Bewegung ein.
Das sind Möglichkeiten, die dich entspannen und dein Gehirn die aufgenommenen Informationen besser verarbeiten lassen.
Warnzeichen des Körpers richtig deuten
Hast du das Gefühl, dass der Stress in deinem Leben überhandnimmt, weil das Studium vielleicht nur einen Stressfaktor unter vielen ausmacht? Würdest du dein Leben aktuell als Dauerstress bezeichnen und hast auch schon bemerkt, dass dein Körper nicht mehr so arbeitet wie du es gewohnt warst? Möglicherweise ist es auch schon Freunden und Familie aufgefallen, dass du sehr reizbar, dauerhaft am Grübeln und antriebslos bist.
All das sind Warnsignale deines Körpers, der dir sagen möchte, dass er diesen Zustand nicht mehr lange aufrechterhalten kann.
Ohne gravierende Veränderung der Lebensweise resultieren daraus oft Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Schlafstörungen oder im weiteren Verlauf auch Depressionen und Burnout. Es ist wichtig, auf seinen Körper zu achten und ihm rechtzeitig zu helfen.
„Was stresst mich?“
So individuell der Mensch ist, so individuell ist auch die Lösung für jeden bei zu viel Stress. Zu den sog. Stressoren können neben dem Lernen auch das Privatleben, der (Neben)-Job, zu wenig Geld, in diesen Zeiten fehlende Bezugspersonen und viele andere Dinge zählen. Hat man diese erkannt, sollte man versuchen wenigstens ein paar dieser Faktoren zu minimieren. Selbstverständlich ist das nicht immer gänzlich, aber zumindest in gewissem Umfang möglich, sodass am Ende mehr „Ich-Zeit“ zur Verfügung steht.
In einem zweiten Schritt sollte man dann daran arbeiten, die Gewohnheiten in dieser Zeit anzupassen. Sport und Bewegung dienen dem Körper als Ventil, um Stress abzubauen und verschaffen zudem ein gutes Körpergefühl.
Für die Gestaltung der „Ich-Zeit“ gibt es keine Regeln oder Vorschläge. Finde heraus, welche Bedürfnisse dein Körper hat und wie du ihn in einen Zustand der Erholung versetzen kannst.
Eine Antwort
Erstmal: Toller Blog, bin zufällig darauf gestoßen und finde die hier angesprochenen Themen nicht nur sehr interessant, sondern auch total wichtig. Ich finde, Stress im Studium sollte generell nicht unterschätzt werden. Die Bologna-Reform hat dafür gesorgt, dass immer mehr Studierende, noch früher, noch mehr Inhalte lernen und den Abschluss so früh wie möglich erhalten sollen. Leistung, Leistung, Leistung… Vorgesehen war damals ein durchschnittlicher Bachelorabschluss mit 21/22 Jahren, die Realität sieht bei einem Alter von 25 Jahren jedoch anders aus. Ich selbst hab als Studierender immer wieder Stress und Zeitdruck erlebt, einige Kommilitonen haben sich damit richtig schwer getan. Was ich aber in diesem Jahr und während der Coronakrise gesehen habe, war eine deutliche Entschleunigung, die mal gut getan hat. Die Leute waren und sind flexibler, unabhängiger und haben neue Hobbies oder auch Sport – was bei Stress immer gut tut! – für sich entdeckt. Ich finde, der aktuellen „Coronazeit“ kann man auch Positives abgewinnen… Es kommt eben darauf an, wie man damit umgeht 🙂
Die Tipps im Beitrag sind jedenfalls super. Wichtig ist, sich nicht regelmäßig zu überlasten, sondern frühzeitig auf den Körper zu hören. Da hab ich auch schon einige Erfahrungen gemacht.
Beste Grüße!